Geschichte

1. Vorgeschichte
2. Die Gründung der Mercator-Gesellschaft
3. Die Schriftenreihen
4. Veranstaltungen und Projekte

1. Vorgeschichte
Die Mercator-Gesellschaft wurde 1950 gegründet, die Anfänge Duisburger Heimat- und Geschichtsvereine gehen aber bis in das Jahr 1896 zurück. Auslöser für die Gründung eines ersten kulturtragenden heimatkundlichen Vereins war eine Sammlung von 120 keltischen und germanischen Urnen, die aus hiesigen Hünengräbern stammten. Der Eigentümer, der Ingenieur und Fabrikbesitzer Albrecht Bonnet, schenkte sie der Stadt Duisburg mit der Bedingung, sie in einem geeigneten Raum den Bürgern zugänglich zu machen.

Sammlung von A. Bonnet, 1896

Die Stadt setzte auf Antrag von Professor Dr. Heinrich Averdunk, der seit 1868 Oberlehrer am Duisburger Gymnasium (heute Landfermann-Gymnasium) war, am 2. Juni 1896 eine „Kommission zur Erhaltung und Sammlung Duisburger Altertümer“ ein. Ihre Hauptaufgabe war die Sammlung, Erhaltung und Ausstellung von „Alterthümern“, also von „allen Gegenständen, welche das Leben oder die Lebensweise der Vorfahren in irgendeiner Weise erläutern“, besonders solchen von lokalem Interesse.

Im Jahre 1902 erklärte die Kommission die ihr gestellte Aufgabe mit der Eröffnung der Ausstellungsräume im neuen Rathaus als in „gewissem Sinne“ abgeschlossen. Sie schlug die Umwandlung in einen Verein vor, der den Namen „Duisburger Museumsverein“ erhielt. Der neue Museumsverein kümmerte sich um die Erhaltung und Erweiterung der bereits vorhandenen Sammlungen; sie sollten zum Grundstock eines städtischen Museums werden. Am 14. Juli 1902 fand im Saal der Städtischen Tonhalle die Versammlung zur Gründung des Duisburger Museumsvereins statt.

Sammlung des Duisburger Altertumsvereins im neuen Rathaus, 1902

In der Folge wurden die Bestände des Museums weiter ausgebaut, die neben den archäologischen Fundstücken auch aus „überliefertem Hausgerät“, Gegenständen des Kunstgewerbes, einer Münzsammlung und nicht zuletzt einer Sammlung der Werke Gerhard Mercators bestanden. Später wurde die Sammlung um Kunstwerke erweitert: neben etlichen Gemälden im Stil des akademischen Naturalismus wurde auch Lehmbrucks berühmte Plastik „Die Stehende“ erworben.

Ferner wurden durch den Museumsverein in der Folgezeit bis 1917 sieben stadtgeschichtlich ausgerichtete Schriften herausgegeben, die grundlegende Forschungsergebnisse beinhalten. So werden beispielsweise die Arbeiten von Heinrich Averdunk über die Börtschiffahrt, über Flurnamen und die Nachkommen Gerhard Mercators noch immer als Grundlage und Ausgangspunkt für wissenschaftliche Untersuchungen benutzt.

Heinrich Averdunk

Nachdem Professor Averdunk 1919 auf Grund seines hohen Alters die Leitung des Museums niedergelegt hatte, wurde das Museum durch einen engeren Museumsausschuss unter Federführung des Oberbürgermeisters bzw. seines Stellvertreters, Baurat Karl Pregizer, geführt. 1924 wurde Dr. August Hoff als Geschäftsführer des Museumsvereins eingestellt.

Im gleichen Jahr konnte ein Teil des Museums aus den sehr bescheidenen dunklen Dachräumen des Duisburger Rathauses verlagert und in angemieteten Räumen auf der Tonhallenstraße 11a ausgestellt werden. Dort wurden nun Kunst und kunstgewerbliche Ausstellungen und vor allem die inzwischen ausgebaute Lehmbruck-Sammlung gezeigt. Weiterhin bestand noch ein gemeinsamer Haushalt der beiden Museen und Dr. Hoff war bis zur Einstellung von Dr. Eduard Wildschrey im Oktober 1926 auch noch für beide Museen zuständig. In dieser Zeit trennten sich allmählich das Kunstmuseum (zunächst noch unter Leitung des Museumsvereins) und das Heimatmuseum. Der Museumsverein entwickelte sich zum Kunstverein, das Heimatmuseum, seit 1927 Averdunkmuseum genannt, wurde nun städtischerseits bis 1930 im Nebenamt verwaltet.

Ausstellung in der Tonhallenstr. 11a

Seit 1910 bestand neben dem Museumsverein der Verein für Heimatkunde, dessen Ortsgruppe Duisburg seit 1924 von Eduard Wildschrey geführt wurde. In den zwanziger und dreißiger Jahren war der Verein neben der Durchführung von Vorträgen und Fahrten vor allem publizistisch tätig: Die Veröffentlichungsreihe „Mitteilung(en) des Vereins für Heimatkunde Duisburg“ wurde vor allem betrieben durch die beiden Vereinsmitglieder Dr. Fritz Burkart, der seit 1928 Vereinsvorsitzender war, und dem Lehrer Bernhard Zytur, der als Schriftführer fungierte. 1925 gab Zytur die für Schulen bestimmte Schrift „Bilder und Geschichte der Stadt Duisburg“ heraus und 1927 als Sondergabe einen Beitrag über das Minoritenkloster zu Duisburg. Fritz Burkart verfasste bis zu seinem Tod zahlreiche kleinere Aufsätze und Artikel zu den unterschiedlichsten heimatkundlichen Themen (wie Universität Duisburg, Duisburger Persönlichkeiten, niederrheinische Geschichte), die als Sonderdrucke und als Beiträge in den Duisburger Zeitungen erschienen.

Mehrmals wurde versucht, eine Zusammenarbeit der heimatkundlichen Vereine zu erreichen. So schloss sich 1927 der 175 Mitglieder zählende Verein für Heimatkunde „in Erwartung einer gedeihlichen Zusammenarbeit“ korporativ dem Duisburger Museumsverein an. 1929 wurde die Verbindung wegen finanzieller Schwierigkeiten gelöst. In diesem Jahr fand nach dem Zusammenschluss der Städte Duisburg und Hamborn eine Sitzung der drei Duisburg-Hamborner Heimatvereine statt, deren Ziel es war, den Zusammenschluss des Vereins für Heimatkunde, der Averdunkgesellschaft und der seit 1921 bestehenden Gesellschaft für Niederrheinische Heimatforschung e. V. in Hamborn zu einem Dachverband zu erreichen. Einer der Verfechter dieser Idee war der Hamborner Museumsleiter Dr. Rudolf Stampfuß, der im Mai 1930 auch die Leitung des Averdunkmuseums übernahm. Die Arbeitsgemeinschaft der drei Vereine lässt sich noch bis 1933 nachweisen.

Im Rathaus Hamborn war das Städtische Heimatmuseum von 1925 bis 1929 untergebracht. Postkarte um 1905

In den 30er Jahren hatte der Verein für Heimatkunde zeitweise mehr als 300 Mitglieder. Für die Jahre 1935 bis 1946 hat sich ein Kassenbuch erhalten, das Ende 1947 abgeschlossen wurde.

Zur „Averdunkgesellschaft für Heimatschutz und Heimatforschung“, die möglicherweise auch in den dreißiger Jahren noch bestanden hat, existieren Dokumente aus den Jahren 1927 bis 1930. Sie führte ihren Namen mit Zustimmung der Familie Averdunk. In Heinrich Averdunks Sinn war in der Satzung festgelegt, in Duisburg und Umgebung die Heimatwerte zu pflegen und zu erhalten, sie wissenschaftlich zu erforschen und die gewonnenen Erkenntnisse zu verbreiten. Arbeitsschwerpunkt waren 1929 Ausgrabungstätigkeiten im Stadtgebiet und die Publizierung heimatgeschichtlicher Schriften. Sieben Veröffentlichungen lassen sich nachweisen, darunter 1927 die Neuauflage und Erweiterung der 1894 von Averdunk herausgegebenen „Geschichte der Stadt Duisburg“ von Walter Ring und dessen „Kleiner Geschichte der Stadt Duisburg“ sowie Veröffentlichungen von Eduard Wildschrey, der auch Mitglied des Vorstandes der Averdunkgesellschaft war.

2. Die Gründung der Mercatorgesellschaft

Die erste schriftliche Unterlage über die Anfänge der Mercator-Gesellschaft datiert vom 28. August 1950. Im Städtischen Kunstmuseum trafen sich die Herren Paul Dittrich (Beigeordneter für Kultur), Walter Fest, Friedrich Hüttermann, Josef Leibig, Hermann Thelen, Karl Heintges, Dr. Wilhelm Schmitz-Veltin, Dr. Fritz Tischler und Dr. Walter Ring, um die Voraussetzungen für einen „neuen Zusammenschluss heimatkundlich interessierter Kreise“ zu schaffen. Als Arbeitsschwerpunkte wurden festgelegt: Geschichte der Stadt, Pflege und Sammlung ihrer Kulturgüter (auch Unterstützung bei Grabungen und Vermessungen), Einführung in die Naturkunde. Durch Vorträge, Wanderungen, Museumsbesuche und – wie der Stadtarchivar Dr. Walter Ring betonte – eine Schriftenreihe „für heimatkundliche Beiträge von dauerndem Wert“ sollte dieses Programm umgesetzt werden.

Fritz Tischler, 1962

Paul Dietrich schlug als Namen der neuen Vereinigung „Mercator-Gesellschaft – Verein für Heimatkunde Duisburg e. V.“ vor. Mit dieser Bezeichnung werde der wissenschaftliche Ernst betont, der tragend und leitend hinter allen Veranstaltungen des neuen Vereins stehen solle.

Gerhard Mercator-Ausstellung, September 1950

Ende November lud Dr. Fritz Tischler zur Gründungsversammlung der Mercator-Gesellschaft am 12. Dezember 1950 in das Niederrheinische Museum (heute Kultur- und Stadthistorisches Museum), damals in der Königstraße 21 beheimatet, ein.

In der Niederschrift zur Gründungsversammlung heißt es, dass die kurz zuvor eröffnete Mercator-Ausstellung ein geeigneter Anlass zu einer neuen Sammlung aller Mitbürger sei, denen die Beschäftigung mit Geschichte, Kultur und Natur des heimatlichen Bezirks am Herzen liege.

Um das Aufgabengebiet deutlich zu kennzeichnen, sollte die Vereinigung fortan den Namen Mercator-Gesellschaft, Verein für Heimatkunde e. V. tragen. Sie verstehe sich ausdrücklich als Nachfolgerin des alten Museumsvereins, der Averdunkgesellschaft und des Vereins für Heimatkunde.

Neben der Durchführung von Vorträgen und Exkursionen gab die Gesellschaft in den Jahren 1951 und 1952 ihre ersten stadtgeschichtlichen Veröffentlichungen – sozusagen als Vorläufer der „Duisburger Forschungen“ – heraus. 1951 erschien als Heft 1 „Duisburg-Meiderich, Ein Beitrag zum Problem der Ruhrstadt“ von Hermann Dörnmann. In demselben Jahr wurde die Untersuchung von Charlotte Richter über Frauenarbeitsnot in Duisburg veröffentlicht, und 1952 legte sie „Einige Gedanken um den Nichtwähler“ vor. In Zusammenarbeit mit dem Verkehrs- und Werbeamt der Stadt Duisburg und einigen Duisburger Wirtschaftsunternehmen war die Mercator-Gesellschaft 1954 Mitherausgeber der Veröffentlichung von Carl Rothe mit dem Titel „Die Stadt Montan“, die wohl als erster Bildband des Nachkriegs-Duisburg zu bezeichnen ist.

Die Mercator-Gesellschaft hat ihre Satzung von 1951 mehrfach den jeweiligen Gegebenheiten und Erfordernissen angepasst. So wurde 1964 aus dem „Verein für Heimatkunde“ der „Verein für Geschichte und Heimatkunde“. In der Neufassung der Satzung vom 12. März 2019 wird die Aufgabe der Gesellschaft wie folgt präzisiert: „ Ziel und Zweck der Mercator-Gesellschaft ist die ideelle und materielle Förderung der Geschichtskultur in Duisburg.“

Mercator-Schatzkammer im Kultur- und Stadthistorischen Museum

3. Die Schriftenreihen

1957 rief Dr. Günter von Roden (Stadtarchivar in Duisburg seit 1955) die Schriftenreihe „Duisburger Forschungen“ ins Leben. Sie wird vom Stadtarchiv in Verbindung mit der Mercator-Gesellschaft herausgegeben. Inzwischen sind 62 Bände und 17 Beihefte erschienen, die mit finanzieller Unterstützung der Stadt Duisburg vom Stadtarchiv und den dort tätigen wissenschaftlichen Archivaren herausgegeben werden.

Neben den Sammelbänden, in denen auch größere Aufsätze aus unterschiedlichen Bereichen zum Abdruck gelangen, sind einige Monographien und monothematische Sammelbände erschienen. Dazu gehören u. a. die Geschichte der Universität Duisburg bis 1818 (Band 12), die beiden Bände von Tilmann Bechert über Asciburgium, das römische Kastell Asberg (Band 20 und 36), Ingrid Buchlohs Untersuchung über die nationalsozialistische Machtergreifung in Duisburg (Band 29), die zweibändige Geschichte der Duisburger Juden von Günter von Roden (Band 34), und Gerhard Mercator (Band 6 und 42).

Die Reihe der „Duisburger Geschichtsquellen“ wird von Stadtarchiv und Mercator-Gesellschaft gemeinsam herausgegeben. Diese Schriftenreihe ist der Veröffentlichung von historischen Quellen und Quellenkunden für den Duisburger Raum vorbehalten. Mit die wichtigsten Veröffentlichungen dieser Reihe sind sicherlich die von Dr. Joseph Milz bearbeiteten Urkundenbücher, in denen Duisburger Urkunden von 904 bis 1400 verzeichnet sind.

Eine vollständige Übersicht über die Publikationen finden Sie hier.

Duisburg, Mitte des 19. Jhs. (Ausschnitt)

4. Veranstaltungen und Projekte

Vorträge und Exkursionen bilden einen weiteren Schwerpunkt der Mercator-Gesellschaft.

Die enge Verbindung unserer Region zu den Niederlanden belegte schon 1951 die Verpflichtung von Professor A. E. van Giffen aus Groningen, der einen Vortrag über die Entstehung des niederrheinischen Bauernhauses hielt. Referenten gaben Auskunft über den aktuellen Forschungsstand regionaler Themen, zum Beispiel über römische und fränkische Gläser am Niederrhein, Duisburger Münzen des Mittelalters, Sprache und Ortsgeschichte, Alltagsleben im mittelalterlichen Duisburg und immer wieder natürlich über Aspekte der Mercator-Forschung. Vorträge finden jährlich zu den Hauptversammlungen und zu den Adventstreffen statt, darüber hinaus zu aktuellen Anlässen.

Die Adventsveranstaltungen haben stets eine besondere Rolle im Vereinsleben gespielt. Ihre Tradition geht auf das Jahr 1953 zurück, als erstmalig im Schloss Moers eine „Adventsfeier mit Konzert“ durchgeführt wurde. Seit 1980 hat Frau Barbara Tischler, 1. Vorsitzende von 1973 bis 1995, es verstanden, mit einer adventlichen Kaffeetafel einen festlichen Rahmen zu schaffen und den Nachmittagen ein eigenes Gepräge zu geben.

Fahrten, Exkursionen und in den ersten Jahren auch Wanderungen führten in der Regel in das nordrhein-westfälische Umland, vor allem an den Niederrhein, aber auch in die Nachbarländer Niederlande und Belgien.  Darüber hinaus werden Ausflüge zu historischen Punkten in Duisburg unternommen; die Treffen dienen dem Kennenlernen und dem Gedankenaustausch in gemütlicher Runde.

Darüber hinaus hat die Mercator-Gesellschaft immer wieder Maßnahmen unterstützt, die direkt oder indirekt die Kenntnis der Stadt- und Landesgeschichte fördern: So wurde im Jahre 1978 dem Niederrheinischen Museum ein Mercator-Atlas zu einem äußerst günstigen Preis angeboten, dessen Ankauf das Museum aus eigenen Mitteln nicht realisieren konnte. Die Vorsitzende der Mercator-Gesellschaft, Frau Barbara Tischler, rief, nachhaltig unterstützt durch Altoberbürgermeister Seeling, zu einer Spendenaktion auf, der die Mitglieder tatkräftig folgten, so dass der Atlas erworben werden konnte.

1983 übernahm die Mercator-Gesellschaft die Schirmherrschaft über den 10. Tag der Landesgeschichte des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine, der vom 23. bis 25. September mit Thema „1100 Jahre Duisburg, Reichsgut, Königspfalz und Reichsstadt im Mittelalter“ in Duisburg stattfand.

Am 28. Oktober 1984 spendeten die Gratulanten anlässlich des Empfangs zum 70. Geburtstag von Frau Tischler auf Wunsch der Jubilarin für die Aktivitäten des Museums einen Betrag von 4.915 DM, den das Museum vor allem für den notwendigen Ausbau der Restaurierungswerkstatt verwendete.

Zum Mercatorjahr 1994 hat die Mercator-Gesellschaft verschiedene Projekte unterstützt, so die Mercator-Symposien der Universität Duisburg und die Herausgabe einer Reproduktion der berühmten Weltkarte Gerhard Mercators von 1569.

Außerdem hat sie durch einen Spendenaufruf bei ihren Mitgliedern die finanziellen Möglichkeiten für die Restaurierung der bedeutenden Weltkarte des Pieter Mortier (1661–1711) geschaffen.

2002 wurde als Gemeinschaftsprojekt des Stadtarchivs, des Kultur- und Stadthistorischen Museums, der Universität Duisburg und der Mercator-Gesellschaft der älteste Duisburger Stadtplan des Johannes Corputius von 1566 als interaktive CD-ROM herausgegeben.

2012 unterstützte die Mercator-Gesellschaft die Neukonzeption und Erweiterung der „Schatzkammer“ im Kultur- und Stadthistorischen Museum.

2014 finanzierte die Mercator-Gesellschaft ein von der Duisburger Schneiderin Ulrike Altegoer originalgetreu angefertigtes Mercator-Gewand.
Dieses wird seither von der Bürgerinitiative „Mercators Nachbarn“ bei Veranstaltungen und Führungen genutzt.

Der Innenhafen mit Kultur- und Stadthistorischem Museum, Stadtarchiv und Landesarchiv, 2014