Im Alter von 78 Jahren verstarb am 21. Februar 2024 die langjährige Mitarbeiterin des Stadtarchivs Duisburg und Vorstandsmitglied der Mercator-Gesellschaft Rita Vogedes. Geboren am 6. April 1945 in Duisburg absolvierte Frau Vogedes nach dem Abitur eine Ausbildung im gehobenen Archivdienst. Sie gehörte dem 7. Lehrgang für Archivinspektorenanwärter*innen der Archivschule Marburg an. Nach Abschluss ihrer Ausbildung trat sie im März 1968 in den Dienst des Stadtarchivs Duisburg. Ihm blieb sie bis zu ihrem Ausscheiden als Stadtarchivamtsrätin im Jahr 2010 treu.
Frau Vogedes hat sich in ihrer über 40-jährigen beruflichen Tätigkeit als Archivarin bleibende Verdienste für das Stadtarchiv Duisburg erworben. Zahlreiche wertvolle Bestände hat sie eingeworben und erschlossen. Darüber hinaus hat sie stadtgeschichtlich geforscht. Verdienstvoll und bis heute vorbildlich sind ihre (zusammen mit Monika Nickel verfassten) Artikel zur Geschichte der Duisburger Straßennamen, die ab 1982 in unregelmäßiger Serie in den „Duisburger Forschungen“ erschienen. Kleinere Beiträge (vor allem im „Duisburger Journal“) galten dem Duisburger Oberbürgermeister Karl Jarres, der Salvatorkirche, und dem Mercatordenkmal vor dem Rathaus. Alle diese Arbeiten überstrahlen allerdings ihre Forschungen zur Geschichte der Duisburger Juden. Rita Vogedes hat mit dieser Arbeit den damaligen Archivleiter Günter von Roden maßgeblich bei dessen Publikationsprojekt (Geschichte der Duisburger Juden, 2 Bde., 1986) unterstützt. Über Jahrzehnte hat Frau Vogedes den Schriftwechsel mit den Duisburger Überlebenden der Shoah und deren Nachkommen in der ganzen Welt geführt. Sie hat mehr als 3.000 Einzelbiogramme zu jüdischen Persönlichkeiten in der Stadt erstellt. Diese Biogramme hat sie im Jahr 2009 noch einmal ergänzt um die Geschichte der Jüdinnen und Juden in den 1975 eingemeindeten Stadtteilen Homberg, Rheinhausen, Rumeln-Kaldenhausen und Walsum. Mit diesen biografischen Recherchen und Publikationen hat Rita Vogedes eine wesentliche Vorarbeit für die kritische Aufarbeitung der Geschichte Duisburgs im Nationalsozialismus geleistet und auch die Grundlage für viele Begegnungen mit den jüdischen Opfern nationalsozialistischer Diskriminierung und Gewalt gelegt.
Neben und oft verwoben mit ihrer Tätigkeit für das Archiv engagierte sich Rita Vogedes von Beginn ihrer archivischen Tätigkeit an auch in der Mercator-Gesellschaft, dem Duisburger Geschichtsverein. Von 1967 bis 2019, mehr als 50 Jahre, war sie Schatzmeisterin der Gesellschaft, seit 1973 auch deren Schriftführerin. In diesen Ämtern hat Frau Vogedes einen wichtigen Beitrag geleistet, um die Arbeit der Gesellschaft, vor allem aber die Publikationsreihe der „Duisburger Forschungen“ auf eine solide finanzielle Basis zu stellen. Die Mercator-Gesellschaft hat sich für diesen unermüdlichen Einsatz bedankt, indem sie Rita Vogedes im März 1997 zum Ehrenmitglied ernannte. Im Jahr 2003 erhielt Frau Vogedes darüber hinaus vom Landschaftsverband Rheinland auch den Rheinlandtaler für besondere Verdienste um die Kultur in der Region.
Alle, die Frau Vogedes kannten, erlebten sie als die „Grande Dame“ des Archivs und der Mercator-Gesellschaft. Große Anerkennung und Respekt genoss sie sowohl im Kreis der Kolleginnen und Kollegen als auch bei den Mitgliedern der Mercator-Gesellschaft. Ihre letzten Jahre waren überschattet von schwerer Krankheit, die sie körperlich stark einschränkte. Geistig blieb Frau Vogedes weiterhin rege und interessiert. Noch bis kurz vor ihrem Tod verfolgte sie, oft begleitet von Margret Stohldreier, die kulturellen und vor allem historischen Veranstaltungen in der Stadt.
Das Stadtarchiv, das Kultur- und Stadthistorische Museum und die Mercator-Gesellschaft trauern um Rita Vogedes und werden ihr immer ein ehrendes Andenken bewahren.